Wissenswertes

Kaiserschnitt

(Wunsch)-Kaiserschnitt

"Die Geburt ist ein Spiegel der eigenen Lebensbiographie"
K. Mikolitch

In Deutschland kommt mittlerweile beinahe jedes dritte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt. In den Medien wird Kaiserschnitt oft als eine „sichere Geburtsalternative“ darstellt. Seine vor allem langfristigen gesundheitlichen Risiken und emotionalen Folgen für Mutter und Kind, sowie später für die ganze Gesellschaft werden bagatellisiert und die normale Geburt als „unnötige Schmerzerfahrung“ angesehen. So entsteht ein verzehrtes Bild über diese Art der Entbindung.

Der bedenkliche Trend zu einem nicht medizinisch notwendigen Kaiserschnitt wird von prominenten Frauen (und übrigens Gynäkologinnen selbst!) eingeleitet und von der restlichen Gesellschaft immer mehr übernommen. Aus einer GEK-Kaiserschnittstudie von 2006 geht klar hervor, dass betreuende Ärzte in der Vorsorge maßgeblichen Einfluss (60%) auf die Entscheidung zum Kaiserschnitt haben, während Hebammen sehr zurückhaltend mit der Kaiserschnittempfehlung (27%) sind. Auch weltweit ist die steigende Kaiserschnitt-Tendenz direkt mit der geringeren Intensität der Hebammenbetreuung verbunden.

Nicht umsonst weisen Länder mit flächendeckender Inanspruchnahme der Hebammenbetreuung (z. B. in Skandinavien und Niederlanden) einen wesentlich geringeren Kaiserschnittratenzuwachs und übrigens eine durchschnittlich längere Stilldauer. Und umgekehrt gibt es zunehmend mehr Schnittentbindungen ausgerechnet in den Ländern (USA, Brasilien, China, Italien), wo der Hebammenberuf beinahe auszusterben droht.

Die Studie belegt u.a., dass Frauen sich nur unzureichend von Geburtshelfern über die Kaiserschnitt-Folgen informiert fühlen. Viele der Betroffenen berichten über lang anhaltende körperliche und seelische Auswirkungen, so dass oft eine fachliche Betreuung der ganzen „Kaiserschnittfamilie“ notwendig wird. Die Optimierung der Betreuung kann allerdings erst stattfinden, wenn verschiedene Berufsgruppen wie Frauenärzte, Hebammen, Soziologen und Psychologen enger zusammenarbeiten. Die gesetzlichen Weichen dafür sind lange gestellt und es liegt nun in der Hand der Frauen, sie im vollen Ausmaß zu nutzen.

Wir sind keine Kaiserschnittgegnerinnen und sehen den Kaiserschnitt als eine sinnvolle lebensrettende Maßnahme, wenn alle anderen weniger risikobehafteten Alternativen ausgeschöpft sind. Allerdings möchten wir jede Gelegenheit nutzen, Dich in Deinen Potenzialen so zu stärken, dass ein Kaiserschnitt weitgehend unnötig wird oder dessen Folgen zumindest reduziert werden. Deswegen haben wir seit einiger Zeit unser Angebot für Kaiserschnittfamilien erweitert.

Wenn Du Dir eine neue Art der Betreuung wünschst, ein offenes Ohr für Deine Ängste und Befürchtungen, dann kannst Du bereits in der frühen Schwangerschaft Kontakt zu uns aufnehmen. Zusammen entscheiden wir, welche Möglichkeiten für Dich in Frage kommen: z.B. Einzelberatungen, Traumatherapie, ein spezieller Kaiserschnitt-Geburtsvorbereitungskurs, eine erweiterte Nachsorge oder auch medial-sensitive Lebensberatung. Für bereits betroffene Frauen empfehle ich unsere Heilseminare, die einen geschützten Raum für die Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse und Gefühle im Kreis der gleichgesinnten bieten. Für alle, die nach Beratungsangeboten zum Thema "Kaiserschnitt" oder weiteren Verarbeitungswegen ihrer traumatischen Schnittentbindungen suchen, empfehlen wir Kontakt auch zu den anderen Fachkräften, die in diesem Bereich genug (gute) Erfahrungen gesammelt haben. An dieser Stelle möchten wir u.a. auf die Internetseite www.kaiserschnitt-netzwerk.de, sowie auf ausgewählte Links und Büchertipps auf unserer Homepage verweisen.

Die Geburt des Kindes stellt für Eltern immer eine Entwicklungskrise dar, die gewaltige Veränderungen im Körper, im Geist, in den Gefühlen und in der Beziehung bringt. Eine Krise (übersetzt "Wendepunkt in einem Prozess") bedeutet immer eine Möglichkeit zum persönlichen Wachstum. Wichtig ist es zu verstehen, dass jede Geburt etwas mit unserer eigenen Biographie zu tun hat. Sie ist wie ein Spiegel unserer eigenen Lebensgeschichte. Wenn man jede schmerzhafte Erfahrung als eine große Chance sehen lernt, dann entwickelt man daraus immer Fähigkeiten, die uns bereichern und sogar unserem Leben eine neue uns erfüllende Richtung geben können. Man muss nur Mut haben, diese Chance als ein Geschenk anzunehmen.

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